Indienreise, Dharamsala

Startplatz Billing mit Cirren

Startplatz Billing mit Cirren

Modell der Himalayaberge?

Modell der Himalayaberge?

Bach bei Bir

Bach bei Bir

Heute wieder ein Tag mit Cirren. Die Inder setzen einen kürzeren Task als gestern. Ausserdem am Startplatz: Der Strassenbautrupp beim Aufstellen von Parkverbotsschildern, einige Hirten, die Leute vom neuen Imbisszelt, und ein Fernsehteam aus Delhi. – Ich nehme mir vor, nach Dharamsala zu fliegen. Ich brauche US-Dollar, und Reiseschecks kann ich in Bir nicht einlösen. Morgen ist nicht nur Samstag, sondern auch noch ein Festtag, Diwali, und wer weiss, ob die Banken dann geöffnet sind.

Eric will mit mir nach Dharamsala fliegen. Wir starten spät, um viertel vor eins. Die Basis ist tief, wir kommen nur langsam voran. Ich wähle die innere Linie an den Hängen und fliege so weit oben, wie es die Wolken zulassen. Trotzdem fliege ich tief… Philippe schliesst auf, und verabschiedet sich bald darauf zum Rückflug. Einige Kilometer vor Dharamsala wird es recht mühsam, der Himmel ist nun vollständig bedeckt, es gibt kaum noch Thermik, dafür leichten Gegenwind.

Eric verliert die Geduld beim Höhe machen, und fliegt 100 m tiefer und fünf Minuten früher weiter als ich. Es wird sein Endanflug. Wir vereinbaren das Cricket Stadion in Dharamsala als Treffpunkt, bevor wir den Funkkontakt verlieren. Der Flug wird immer interessanter, komme ich doch jetzt an Stellen, die ich noch nicht gesehen habe. An manchen Hängen fliege ich mit Hangaufwind geradeaus kurz unter der Basis. Die meisten Rippen fliege ich von unten nah am Gelände auf der Leeseite an. Das funktioniert gut. Bis ich beim letzten Hügel vor McLeod Ganj entdecke, dass der Hang von Kabeln verunziert wird. Ich muss aus dem Einschnitt flüchten. An einer kleinen Siedlung mache ich das letzte Mal 200 m Höhe und fliege dann das Cricket Feld an. Inmitten der Landschaft der einzige riesengrosse, grüne Kreis. Höhe abbauen brauche ich nicht mehr, ich lande sanft auf einem Sportrasen, der gerade bewässert wird.

Das Stadion liegt weit ausserhalb, Banken gibt es hier keine. Eineinhalb Stunden nach der Landung taucht Eric mit einem Taxi auf. In Dharamsala ist rush hour, die Banken sind jedoch geschlossen und werden auch morgen nicht öffnen. Eventuell ist die Privatbank in McLeod morgen offen…

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P.S.: Morgen schreibt Gilles über seinen Manali-Flug en francais. Dazu mehr Bilder vom 21.10.2003.

Indienreise, Another lazy day in paradise

Parva und Eric im Landeanflug

Parva und Eric im Landeanflug

Gerard einen Meter über dem Boden

Gerard einen Meter über dem Boden

Gianpiero und Antoine am Toplandeplatz

Gianpiero und Antoine am Toplandeplatz

Flugwetter, wer hätte das gedacht! Die acht indischen Piloten setzen übungshalber einen Task nach Palampur und zurück an Billing vorbei nach Jodingar Nagar. Die Basis ist heute nicht so hoch. Wir fliegen nach Nordwesten, Richtung Dharamsala. Drei Kreten weiter kommt Philippe auf die Idee, eine idealgelegene Wiese zur Toplandung zu nutzen. Ein gutes Dutzend Piloten folgt ihm in der nächsten Stunde nach, und es herrscht auf einmal reges Treiben an einem Ort, an dem sonst nur Hirten zu finden sind.
Ich esse meine Wegzehrung, Fladenbrot mit Kartoffelfüllung, und mache mich auf den Heimweg. Über dem Startplatz spiele ich noch ein wenig am Gelände und versuche Photos von toplandenden Schirmen zu machen. Dann fliege ich ins Flache, denn ich habe mir vorgenommen, mein Lieblingsreisfeld – siehe 10.10., unteres Bild – heute wieder zur vergleichbaren Zeit aus einer vergleichbaren Perspektive zu fotografieren. Die Landschaft hat sich seit meiner Ankunft sehr verändert, statt sattem Grün herrscht jetzt erdiges Braun vor.

Am Landeplatz fange ich noch ein paar mehr oder weniger gelungene Endanflüge ein, ehe ich mich trolle. – Abends hilft mir Gilles mit der französischen Version des Manali-Fluges. Das Internet Cafe ist heute geschlossen, weil die Kommunikationsverbindungen seit vier Uhr nachmittags nicht mehr funktionieren. Als ich heim komme, entdecke ich eine Ameisenstrasse, die von den Resten des Fladenbrots quer über den Tisch, an der Wand entlang ins Badezimmer führt. Der für mich sichtbare Teil endet im Gulli des Waschbeckens. Um Mitternacht versuche ich mich an einem digitalen Filmchen über die Ameisenstrasse.

Indienreise, Westwind und Fotos vom Manaliflug

7 km südlich von Manali ist das Kullu-Tal bereits gut zu sehen

7 km südlich von Manali ist das Kullu-Tal bereits gut zu sehen

 Garküche an der Strasse auf dem Rückweg von Manali


Garküche an der Strasse auf dem Rückweg von Manali

Kullu-Tal, Blick talauswärts

Kullu-Tal, Blick talauswärts

Um kurz vor acht wache ich auf. Ich fühle mich fit. Fliegen? Fliegen! Am Startplatz eine Überraschung: die Fassaden von Teehaus samt Scheune sind unter strahlend gelben Transparenten verschwunden. Die Plakate werben für den Paragliding Pre World Cup. – Die Atmosphäre ist immer noch sehr klar, aber der Westwind ist bereits auf Startplatzhöhe spürbar. Eric, Gerard und ich nehmen uns trotzdem vor, eine möglichst hohe Linie nach Dharamsala zu fliegen und dann dort zu landen.

Start um zwölf. Die Thermik ist zerrissen. Einzelne Blasen schiessen heftig aus dem Thermikkessel, doch es reicht gerade, um die Höhe zu halten. Eric fliegt als erster Richtung Landeplatz. Ich muss meinen Schirm dauernd festhalten. Das macht nicht so viel Spass, also schliesse ich mich ihm an. Ich fliege noch zum Kloster im Wald, um ein paar Photos zu machen, als ich auf dem Rückweg 200 m über dem Landeplatz in steigende Luft fliege. Mit Geduld bin ich zehn Minuten später 500 m höher. Der Wind hat mich stark zurückversetzt. Ich versuche, wieder am Berg anzuhängen, aber das gelingt dann doch nicht. Nach einer guten Stunde lande ich. So kann ich mich noch von Didi verabschieden, der sich am Nachmittag auf die Heimreise begibt.

Ich freue mich über den frühen „Feierabend“ und die Dusche, die gestern nacht und heute morgen mangels Wasser ausfallen musste.

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P.S.: Tsering Gyaltsen vom Emaho-Cafe hat mir heute morgen zum Manali-Flug gratuliert. Er sagt, ich sei die erste Frau, die von Bir nach Manali geflogen sei.

P.P.S.: Tsering Dolker, meine liebenswerte Zimmerwirtin, hat sich Sorgen gemacht, als ich gestern abend nicht heimkam. Ich notiere ihre Telefonnummer und verspreche, sie anzurufen, falls ich wieder einmal eine Aussenlandung mache.

Indienreise, Sieben erobern Manali

Der Gipfel im Wolkenschatten ist etwa 4500 m hoch

Der Gipfel im Wolkenschatten ist etwa 4500 m hoch

Vor dem Start: Nityanando, Philippe, Gilles

Vor dem Start: Nityanando, Philippe, Gilles

Mondlandschaft auf der 46 km Strecke von Billing nach Manali

Mondlandschaft auf der 46 km Strecke von Billing nach Manali

Die Basis ist heute hoch, in den wenigen Wölkchen über den hohen Gipfeln ist eine Westwindtendenz erkennbar. Die Ablösungen kommen stetig und oft, noch ist kein Thermikdummy in der Luft. Ich mag nicht länger warten, und gehe als erste raus. Mit Leichtigkeit kann ich schon am Startplatz gute Höhe machen. Für heute habe ich mir vorgenommen, einen Weg in die höheren Berge zu finden. Von Andy habe ich mir vor ein paar Tagen erklären lassen, wie man das am besten anstellt.
Ich überlege gerade, ob ich das erste Tal hinter unserem Startplatz queren soll – es ist wirklich eine Überlegung wert, denn hier gibt es kaum noch Landemöglichkeiten, und die Windsysteme sind mir nicht vertraut – als ich sehe, wie Philippe und Nicolas aus Verbier das Tal bereits an einer weniger hohen und breiteren Stelle überwinden. Es sieht ganz so aus, als ob sie nach Manali fliegen wollten. – Wenige Sekunden später habe ich ein neues Tagesziel: Manali!

Die Landschaft unter mir ist unwirtlich. Erstmals fliege ich oberhalb der Baumgrenze. Ich kann gut verfolgen, wie die beiden vor mir an den erwarteten Stellen Thermik finden und die Verluste aus den Querungen wieder wett machen. Die Thermik ist stark und gut zu fliegen. Das mulmige Gefühl im Bauch verschwindet. Mein Vario zeigt bereits 4500 m an. So hoch bin ich mit dem Gleitschirm noch nie geflogen. Etwa auf halber Strecke liegt der höchste Gipfel dieser Route. Ich überhöhe ihn, und als ich kurz unterhalb der Basis weiterfliege, zeigt das Vario den Spitzenwert des Tages: 4820 m. Der Blick öffnet sich auf die schneebedeckten Kuppen im Nordosten.

Nach zwei Stunden kann ich abschätzen, dass ich das Kullu-Tal, in dem Manali liegt, erreichen werde, denn vor mir gibt keine grösseren Berge mehr. Ich geniesse jede Sekunde dieses aussergewöhnlichen Fluges. Die Landschaft, die sich vor mir öffnet, ist von atemberaubender Schönheit. Einmal mehr realisiere ich, wie sehr ich die fraktale Geometrie dieser Berge hier lieben gelernt habe. Fast jeder Gipfel geht zum Tal hin in mehrere Rücken über, die sich wie ein Flussdelta ihrerseits weiterverzweigen. Je tiefer man fliegt, desto mehr Rücken sind zu überqueren. An den Verzweigungen findet man mit schöner Regelmässigkeit Kessel, aus denen die warme Luft des Flachlandes aufsteigt.

Als ich die letzte Talquerung hinter mir habe, sehe ich, dass Philippe topgelandet ist. Dazu habe ich heute nicht den Mut. Aus Spass an der Freude soare ich einen Hang hoch – von 3000 m auf 3700 m – und suche mir dann ein schönes Plätzchen zum Landen aus. Kaum habe ich mich entschieden, saust ein roter Schirm mit angelegten Ohren an mir vorbei. Der Pilot – es ist Chicco, wie ich nach der Landung feststelle – scheint recht genau zu wissen, wohin er will, und so schliesse ich mich ihm an und folge ihm zu einem anderen Landeort.

Nach mir landet noch Olivier am selben Ort. Wir beglückwünschen uns zu unseren Flügen. Olivier erzählt, dass ein junger (und anscheinend unerfahrener) Adler im Spiel mit seinem Schirm frontal in dessen Leinen geflogen ist. Ein grosser Klapper ist die Folge. Der Vogel kann sich über die D-Ebene wieder aus den Leinen befreien und hält nun mehr Abstand. – Philippe und Nicolas haben wir aus den Augen verloren. Als wir zusammenpacken, queren über uns Andy und Gilles das Kullu-Tal und lassen sich mit dem Wind talaufwärts schieben.

Wir fahren mit einer motorisierten, dreirädrigen Taxirikscha ins Zentrum von Manali. Nach einem feinen Essen verabschiedet sich Chicco, er will einige Tage in Manali bleiben. Olivier und ich bummeln bis zur Abfahrt des Buses nach Dharamsala durch die Stadt und treffen Zavo, der vor zwei Tagen mit dem Bus nach Manali gefahren ist. Um sechs Uhr am Abend fährt der Bus ab. Um halb eins steigen wir an der Kreuzung nach Bir aus dem Bus. Der Taxifahrer, den wir aus dem Schlaf reissen, will 60 Rupies für die Fahrt. Nicht viel Geld, aber ein viel zu hoher Preis. Wir gehen die letzten drei Kilometer in der Nacht unter sternenklarem Himmel – der Orion strahlt besondert schön – nach hause.

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Einen ganz lieben Gruss an Rico und Räto! Ihr habt wirklich was verpasst. Fliegen im, nicht nur am Himalaya. Doch die anwesenden Romands haben der Gleitschirmnation Schweiz alle Ehre eingelegt: von den sieben Manali-Piloten sind immerhin vier „echte“ Schweizer, und ich bin eine „unechte“.

Indienreise, Die Strasse zum Startplatz

Thermikkessel und 14 km Mäander zum Start

Thermikkessel und 14 km Mäander zum Start

Bautrupp

Bautrupp

Frisch gemalt: "Vorsicht zuerst - versuche Dein Glück später"

Frisch gemalt: „Vorsicht zuerst – versuche Dein Glück später“

Nach dem gestrigen langen Flug und einer Kreislaufschwäche am Abend fühle ich mich heute nicht fit. Ich lasse diesen Flugtag aus – es wäre der dreizehnte in Folge. Statt dessen frühstücke ich spät und lange, und unternehme dann eine Wanderung von der Lama Colony in den ursprünglichen Teil der Stadt Bir. Hier wohnen ausschliesslich Inder. Im Dorf gibt es sehr alte Häuser in einfachster Bauweise. Überall Menschen: auf den Strassen, auf den Terrassen der Häuser, in den Schulen und Kindergärten, in den Läden.
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An Flugtagen verbringen wir eine Dreiviertelstunde des Tages auf der Strasse zum Startplatz. Diese Strasse ist etwas Besonderes. Ich hatte eine schlecht befahrbare, höchstens allradtaugliche Piste erwartet. Im Vergleich dazu ist die Strasse ein roter Teppich. Zwar fahren wir aus Kostengründen meist mit dem Jeep, doch auch ganz normale Taxen und Taxikleinbusse haben keine Schwierigkeiten, dem befestigten Weg zu folgen. Keine Schlaglöcher, konstante Steigungen.

Im Vorfeld des Gleitschirm Pre-Worldcups im letzten Jahr hat der indische Staat hier einiges in den Strassenbau investiert. Und auch in diesem Jahr sehen wir jeden Morgen mehrere Gruppen von Strassenbauarbeitern. Sie bessern die kleineren Schäden aus, die der Monsun angerichtet hat. Die Strassenbauer sind mit Hacke und Schaufel ausgerüstet, schweres Gerät oder gar Baumaschinen gibt es keine. Meist arbeiten auch Frauen mit, und nicht selten habe ich den Eindruck, dass vor allem die Frauen arbeiten.

Indienreise, Geier und Gebete

Geier

Geier

Gebetszettel

Gebetszettel

Gebetssteine

Gebetssteine

Tashi Lamho gibt mir einen Stapel Gebetszettel mit. Die Zettel sollen nach tibetischem Brauch in alle Winde verstreut werden.

Um halb eins starte ich, die Wolkenbildung hat bereits seit einer halben Stunde eingesetzt. Als ich an der Basis bin, ist Eric erst bei den Startvorbereitungen. Rico und Räto sind abgereist. Auch kein anderer Schirm ist in der Nähe, ich fliege allein los. Unterwegs nach Dharamsala werfe ich die Gebetszettel in die Thermik. Geier fliegen ein kurzes Stück mit mir, und heute ist die Kamera parat. Ich komme gut voran, und beschliesse, nicht eher umzukehren, als bis ich Dharamsala gesehen habe. Es gelingt! Fünf Kilometer vor dem McLeod Ganj, dem Sitz des Dalai Lama, setze ich meinen Wendepunkt. Es ist schon spät. Ich vertraue darauf, dass ich bis halb fünf Thermik finden kann. Auf dem Rückweg kreuze ich eine Gruppe von Schirmen. Debu ist an der Spitze, die anderen Schirme kenne ich nicht. Mein Plan geht gut auf, und ohne Schwierigkeiten gelange ich an den Startplatz Billing zurück. 4:15 h, 79 km.

Duschen, Flug auswerten, Bilder auf den Laptop laden, Tagebuch schreiben, internetten, essen, Film gucken, schlafen.

Indienreise, Eric Broyhill reporting

Prayer flags in the wind

Prayer flags in the wind

Girl at Billing - today she's crying

Girl at Billing – today she’s crying

Forest on the way to the monastery

Forest on the way to the monastery

Since Anja is busy receiving a foot massage and being fed grapes by the other pilots, I have been assigned to the task of writing todays report.

Becoming spoiled by the quality of flying the past couple of weeks, this day was not up to our standards, which in other parts of the world, would still be a great day. So Anja, Rico, Räto, and myself decided to take a stroll thru the forest to get a closer look at a monastery we see from the air every day.

To say the stroll thru the forest was beautifull, would be an understatement (see bottom photo with trees). At times the sound of the creatures living in the forest was louder than our voices, which really set the mood for our entrance into a grand Tibetan monastery. Since there is no way to describe this, you need to just come and see for yourself.

After this, we took another stroll into a much denser part of the jungle to see a series of prayer wheels. Considering how this crazy sport often brings you close to your mortality, I jumped at the opportunity to follow Anja through the series of prayer wheels, hoping for a safe return for all.

The walk back was met by a refreshing little swimming hole that could not be passed up. After a little swim, we hiked out of the forest, thru Tibetan and Indian villages, onto rice fields that were glowing from the evening sunset.

Who says you need to die to experience a little bit of heaven!

Indienreise, Der zehnte Flugtag in Folge

Cirren über der Wiese

Cirren über der Wiese

Steve kurz nach dem Start ins Blaue - Hintergrundbild auf meinem Laptop

Steve kurz nach dem Start ins Blaue – Hintergrundbild auf meinem Laptop

Reisfelder digital bearbeitet

Reisfelder digital bearbeitet

Beim gestrigen Abendessen sind sie wieder da, Rico und Räto. Sie haben die Nacht davor nach einer Toplandung auf 3500 m in einem Hindutempel verbracht. Zu Essen bekamen sie von den anwesenden vier Pilgern. Am Morgen am Startplatz bläst ihnen viel Wind um die Ohren. Trotz Funkinformation über die ruhige Wetterlage in Billing starten die beiden früh und kämpfen gegen den Wind. Schliesslich landen sie in Dharamsala. Der Ort ist ein besonderer: vor dreihundert Zuschauern auf einem Cricket-Feld während einer Spielpause. Rico ist begeistert, soviel Applaus hat er noch nie für eine Landung erhalten.

Die Tatapani-Ausflügler schwärmen von einem tollen Tag. Die Flieger auch: Eric, Nicolas und Gilles sind nach Dharamsala geflogen. Nicht nur. Sondern auch noch zurück! Viereinhalb Stunden, Landung um halb fünf. Eine kleine Sensation!

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Der kleine Hund aus dem Emaho Cafe ist gestorben. Tsering vermutet, dass der kleine Hund etwas Giftiges gefressen hat. Kattu, die Hundemutter, ist traurig.

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Nach den gestrigen Streckenflügen ist das Ziel heute, einen Weg in die höheren Berge zu finden. Wenige Minuten nach dem Start merken wir, dass daraus nichts wird. Die Blauthermik ist schwach, eng und holprig, die Basis niedrig. Nur Debu, indischer Spitzenpilot, geht auf Strecke. Nach eineinhalb Stunden gebe ich den Versuch auf, die erste Krete zu überhöhen und lande zum Tschaitrinken. Beim zweiten Flug habe ich Spass daran, geländenah zu fliegen und noch die schwächste Thermik auszuwerten.

Indienreise, Wo sind Rico und Räto?

Am Startplatz mit der Kamera eingefangen

Am Startplatz mit der Kamera eingefangen

Die Kleine gehört zum Teehaus in Billing

Die Kleine gehört zum Teehaus in Billing

Blick ins Flache nach SO beim Wasserreservoir

Blick ins Flache nach SO beim Wasserreservoir

Sind Rico und Räto im Kloster topgelandet und schlafen dort? Beim Frühstück sind sie nicht anwesend. Als ich am Startplatz einen Funkcheck mache, meldet sich Rico. Die beiden sind auf dem Startplatz in Dharamsala. Wohin sie heute fliegen, haben sie noch nicht entschieden.
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Cirren bedecken einen Teil des Himmels. Ein Teil der Piloten verspricht sich nicht allzuviel vom Wetter und unternimmt statt dessen einen Ausflug nach Tatapani, wo es heisse Quellen gibt. Mir geht es so wie meist in solchen Situationen: Da eine Chance auf einen guten Flug besteht, verzichte ich auf heisse Quellen. Ich habe auch schon die ägyptischen Pyramiden verpasst, weil ich lieber auf Wind zum Surfen gewartet habe…

Die Thermik ist heute nicht schwächer, aber etwas enger und rauher als gestern. Ich versuche mein Glück Richtung Manali, doch die Warmluftblasen sind schwer zu fliegen, und ich fühle mich nicht wohl. Als ich zurück über dem Startplatz bin, ein ungewohntes Bild. Statt ausgelegter oder zusammengeraffter Schirme nur eine leere Wiese. Alle anderen sind schon Richtung Dharamsala unterwegs. Ich mache mich auf die Aufholjagd. 10 km vor dem gestrigen Wendepunkt dreht der erste der vorausfliegenden Gruppe um. Kurz vor dem gestrigen Wendepunkt kehrt der zweite um. Ich schaffe es beinahe, Honza und Barbara einzuholen. Wir haben uns nicht verabschiedet, und die beiden machen sich direkt vom Startplatz aus auf die Reise. Ich beobachte noch, wie Honza an meinem Wendepunkt toplandet und wieder startet. Die anderen Schirme sind nicht mehr in Sicht.

Ich kehre an derselben Stelle wie gestern. Um halb vier bin ich sicher, dass ich den Landeplatz erreichen kann. Das GPS braucht frische Akkus. Bei einer Querung gelingt es mir, die Akkus zu wechseln. Ein Geier fliegt in meiner Nähe. Endlich, denke ich, kann ich ein paar Fotos von dem Tier und meinem Schirm machen. Zu früh gefreut, denn jetzt sind die Kameraakkus leer. Als ich diese auch noch gewechselt habe, ist der Geier verschwunden. Ich überhöhe den Startplatz und fliege ins Flache hinaus. Am Landeplatz keine Piloten, nur Kinder und eine grasende Kuh.

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Bir fiebert dem Pre-Paragliding Worldcup entgegen, der am 28. Oktober beginnen soll. Jeden Tag treffen neue indische Piloten ein, die teilnehmen wollen. Seit Tagen werde ich von verschiedenen Seiten darauf angesprochen, dass meine Anmeldung angeblich nicht eingetroffen sei und ich das Formular doch erneut ausfüllen solle. Indientypisches Durcheinander in administrativen Dingen? Ich beschliesse, abzuwarten und Tee zu trinken, und darauf zu vertrauen, dass eine ausländische Frau notfalls auch kurz vor dem Start die Startgebühren zahlen darf, die immerhin um ein Vielfaches höher sind als die der einheimischen Piloten.

Indienreise, Der bisher längste und weiteste Flug: 3 Stunden 40 Minuten, 59 km

Triplace Start mit Pilot Chicco - der vorderste Passagier fliegt bereits

Triplace Start mit Pilot Chicco – der vorderste Passagier fliegt bereits

Räto Vitins/blaugelb, Barbara Janickova/gelb, Peter Nachbauer/blau

Räto Vitins/blaugelb, Barbara Janickova/gelb, Peter Nachbauer/blau

 Landeplatzidylle mit Blick auf den Startplatz Billing


Landeplatzidylle mit Blick auf den Startplatz Billing

Wenig Wind, keine Wolken. Um viertel vor eins starte ich. Nach einer Viertelstunde bin ich bereits höher als gestern. Ich nehme mir vor, wie gestern Richtung Dharamsala zu fliegen – soweit es geht. Da die Thermik ab vier Uhr deutlich schwächer wird, bleiben mir gut drei Stunden. Im Vergleich zu gestern komme ich etwas schneller voran und kann höher fliegen. Unterwegs auf halber Strecke nach Dharamsala überlege ich, ob ich weiterfliegen oder umkehren soll. Ich entscheide mich fürs Umkehren, denn Honza, der gestern nach Dharamsala geflogen ist, hat vier Stunden für den Rückweg mit dem Bus gebraucht.

Das Wasserreservoir, mein gestriger Wendepunkt, liegt heute etwa auf der Hälfte des Rückweges. Hier kommen mir Räto und Rico entgegen. Um halb vier bin ich sicher, dass ich den Landeplatz in Bir erreichen werde. Ich überhöhe den Startplatz, verzichte auf die Toplandung und fliege ins Flache hinaus. Am Landeplatz wollen Didi, Barbara, Honza, Eric und Mike wissen, wo ich war und gratulieren mir zu meinem Flug. Ich packe meine Sachen heute schnell ein. Als ich heim gehe, sind Rico und Räto noch nicht gelandet. Ob sie es wieder zurück schaffen?

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Bir ist ein internationales Pflaster. Eine Stichprobe unter den derzeit anwesenden Piloten: je drei Piloten stammen aus Italien, aus dem United Kingdom, aus der Schweiz und aus Österreich, je zwei aus den Vereinigten Staaten, aus Tschechien und aus Indien, je ein Pilot aus Deutschland und den Niederlanden.

Barbara Janickova kommt aus Prag und fliegt seit vier Jahren Gleitschirm. Sie ist mit ihrem Freund Honza hier. Die beiden sind bis Ende Februar auf einer Reise, die sie nach Nepal, Australien, Neuseeland, Chile und Venezuela führen wird. Im Internet haben sie die Adresse der hiesigen Flugschule herausgefunden und beschlossen, auf gut Glück nach Bir zu fahren und zu sehen, ob man da wirklich fliegen kann. Barbara hat sich nicht viel von dem Ausflug in den Norden Indiens versprochen. Umso erstaunter war sie, als sie am Morgen nach der Ankunft so viele motivierte Piloten im Emaho Cafe antrifft. Und noch eine Überraschung: ein Bekannter sitzt da. Eric aus Kalifornien hat das Gleitschirmfliegen vor einigen Jahren bei Honza gelernt.

Räto Vitins ist Fluglehrer und aus Zürich nach Bir gekommen. Zusammen mit Rico will er bei passenden Bedingungen Biwakflüge unternehmen. Bei diesem Ausflug nach Indien werden sie vom Gleitschirmhersteller Ozone unterstützt. – Peter Nachbauer ist Fahrradmechaniker und kommt aus dem Vorarlbergischen. Er überwintert seit Jahren regelmässig in Bir. Sein Heimflug geht erst Ende Februar.