Indienreise, Diwali

Diwali-Feuerwerk

Diwali-Feuerwerk

Der ehrliche Finder Ashish ist links im Bild, in der Mitte die Braut der bevorstehenden Hochzeit

Der ehrliche Finder Ashish ist links im Bild, in der Mitte die Braut der bevorstehenden Hochzeit

 Diwali-Zuckerwerk


Diwali-Zuckerwerk

Gestern war Diwali, ein Feiertag zu Ehren der Göttin Lakhshmi. Ein Tag für Feuerwerke, kein Tag zum Fliegen. Feuchte warme Luft überall, Kondensation ab acht Uhr am Morgen, später geschlossenen Wolkendecke und Fernsicht unter fünf Kilometern. Am Morgen diskutieren Eric und ich, ob wir versuchen sollen, den Startplatz in Dharamsala zu erreichen, was mit etwa vier Stunden Fussmarsch bergauf verbunden ist. Doch die Basis ist sehr tief, und wir verwerfen den Gedanken. Statt dessen nehmen wir zunächst den Bus Richtung Palampur.
Unterwegs im vollgestopften Bus hole ich mein GPS aus dem Gleitschirmsack und lasse mein Zeug unachtsam lose liegen. Beim nächsten Halt das übliche Gedränge beim Aussteigen. Zehn Minuten später realisiere ich, dass die Stofftasche nicht mehr da ist. In der Tasche befindet sich nebst Schreibzeug, Müsliriegel, Kaugummi, Akkus, Klebeband, Reparaturkitt,… auch das geliehene Funkgerät. Ich bin mir recht sicher, dass die Tasche in dem Tohuwabohu weggerutscht ist. Ich habe plötzlich verdammt schlechte Laune. Wie soll ich nur in diesem grossen Indien das Funkgerät wiederfinden? Ich halte das für aussichtslos.

Die Leute im Bus merken, dass mit mir etwas nicht stimmt. Sie fragen, und ich erkläre die Situation. Alle wollen helfen! Eine Frau weiss den Namen des Jungen, der ausgestiegen ist, ein anderer weiss, wo er wohnt. Ich erhalte einen Zettel, auf dem alles wichtige notiert ist. Wir steigen beim nächsten Stop aus. Einer der Fahrgäste verhandelt mit dem Taxifahrer. Wir fahren mit dem Taxi zurück. Es ist viel weiter, als ich dachte. In Sidhibari angekommen, versuche ich mein Glück bei den Ladenbesitzern in der Nähe der Bushaltestelle und frage nach der Tasche. Fehlanzeige. Unterdessen sind der Fahrer und sein Freund nicht untätig. Nach zehn Minuten winken sie uns, wir sollen einsteigen. Über eine Seitenstrasse, gelangen wir zu einem Haus mit Garten. Da steht schon ein grösseres Empfangskomitee bereit. Die halbe Familie erwartet unsere Ankunft. Der Junge, der in Sidhibari aus dem Bus gestiegen ist, ist auch da. Er heisst Ashish. Er holt die Stofftasche! Ich bin platt. Er erzählt, dass er sie zu hause in seinem Sack gefunden hat. Seitdem hat er versucht, mir eine Nachricht zu hinterlassen. Wir werden zum Tschai eingeladen und erfahren, dass morgen eine Hochzeit in diesem Haus stattfinden wird. Dann verabschieden wir uns. Der Rest der Rückreise verläuft ohne grössere Komplikationen.

***
Heute sieht es ein wenig besser aus als gestern. Um halb elf sehen wir bereits Gleitschirme am Start, die allerdings die Höhe nicht halten können. Bevor sie landen, fahren Lou, ich und sechs indische Piloten nach oben. Um halb eins starte ich. Die Basis ist nicht sehr hoch, die Thermik mässig und vom schwachen Westwind zerrissen. Ich fliege ein wenig kreuz und quer und lande nach knapp zwei Stunden am Lieblingslandeplatz. Sian und Andy sind dabei, einen Windsack in der Baumspitze zu befestigen und einen Zielpunkt mit farbigem Sand zu markieren. Sehr hübsch!

P.S.: Unter leicht mysteriösen Umständen ist es mir gestern gelungen, meine Reiseschecks einzutauschen. Ich finde morgens vor dem Frühstück in McLeod Ganj ein offenes Büro der Western Union Bank. Der Herr dort ist bereit, mir gegen die Schecks Rupien und Dollar zu geben. Ich zeichne die Schecks, er öffnet seine Brieftasche und ich erhalte die gewünschten Rupien. Ein Quittung verwehrt er mir mit der Erklärung, dass vor zehn Uhr die Drucker nicht funktionierten. Und die Dollars? Tja, er habe keine da, aber er werde es organisieren. In etwa drei Stunden könne ich wieder kommen. Wir einigen uns auf eine Stunde. Ich bin gar nicht glücklich darüber, dass ich die gezeichneten Schecks bei ihm lassen muss. Als ich nach dem Frühstück wieder hingehe, ist das Geld noch nicht da, aber es sei auf dem Weg. Ich gedulde mich ein wenig, und tatsächlich kann ich binnen einer Stunde gegen eine Kommission von hundert Rupien die Dollarnoten in Empfang nehmen.