In rund einem Monat beginnt die 11. FAI Weltmeisterschaft. Sie wird in Valle de Bravo, Mexiko, ausgetragen. Mein Arbeitskollege Pietro, seit kurzem ebenfalls brevetierter Gleitschirmpilot, wollte wissen: „Wie bereitest Du Dich auf einen Wettkampf auf der anderen Seite der Erde vor?“
Das A und O sind Informationen zum fernen Fluggebiet. Topographie, Wetter und typische Streckenflüge für verschiedene Wetterlagen sind dabei für mich die wichtigsten Themen, um zu verstehen, wie ein Fluggebiet arbeitet: Wo kommen die Luftmassen her, was passiert, wenn sich die Luft im Tagesgang erwärmt, wie arbeiten die regionalen Windsysteme, welches sind typische Wetterabfolgen? Dazu versuche ich mir ein Bild zu machen. Wie ich zu den Basisinformationen zur Beantwortung dieser Fragen komme, darauf gehe ich im folgenden Text eingehen. Natürlich gehören auch körperliche und mentale Fitness zur Vorbereitung, aber das sei hier nicht das Thema. Zum Mentaltraining findest du hier übrigens mehr.
Allgemeine Informationen
Wenn ich das erste Mal in ein Gebiet reise, ist das Internet meine zugänglichste Informationsquelle. Gab es in dem Gebiet schon hochklassige internationale Wettkämpfe, dann finden sich meist auf der Schweizer Ligaseite lesenswerte Berichte und Fotos von vergangenen Jahren. Bei den Bildern interessiert mich vor allem die Beschaffenheit des Startplatzes -da weiss ich gern vorher, was mich erwartet. Andere Quellen für Wettkampfberichte sind öffentliche Foren, z.B. das Paraglidingforum. In Wikipedia lese ich gern Hintergrundinformationen zu Land und Leuten nach.
Topographie
Über die Topographie des Geländes informiere ich mich mit Google Earth und Google Maps. Topographische Karten auf Papier, so es sie denn gibt, besorge ich mir ebenfalls. Das ist nicht immer möglich, wie das Beispiel Mexiko zeigt: In den Zürcher Reisebuchläden gibt es Stadtpläne von Mexiko City, Strassenkarten im Massstab 1:2’500’000, Fluggebietskarten der US Armee, ebenfalls sehr grosser Massstab. Was es nicht gibt: topographische Karten im Massstab 1:50’000 oder 1:100’000. (Kleiner Einschub: so gute topographische Karten wie in der Schweiz gibt es nirgendwo auf der Welt. Detailtreu bis in den hintersten Murmelibau auf der Greinahochebene. Ich liebe sie, die Schweizer Karten. Ein Hoch aufs zuständige Bundesamt!) Da ich anfangs diesen Jahres bereits bei einem Wettkampf in Valle de Bravo war, habe ich eine Bojenkarte mitgebracht und eingescannt. – Von manchen Gegenden gibt es auch gute Reliefkarten. Anlässlich der Europameisterschaft 2006 in Morzine (Haute Savoie) gehörte so eine Reliefkarte zur Teamausrüstung am Startplatz. Genial!
Wetter
T-Shirts kann man vor Ort kaufen. Aber hat man zuwenig dicke Pullover dabei, schlägt das schnell auf die Reisekasse durch. Also besorge ich mir bereits einige Wochen vor der Reise nützliche Wetterlinks, die ich in den Wochen vor dem Wettkampf regelmässig besuche. Einen ersten Einstieg bietet weltweit Accuweather. Auf der Webseite des Veranstalters sind meist weitere Links zu finden.
Typische Streckenflüge
Und nun zur Essenz. Im Zeitalter von Online-Contests und IGC-Dateien gibt es nichts schöneres zur Vorbereitung, als sich Streckenflugdaten in einem Programm wie CompeGPS oder Google Earth genauer anzusehen. Die Flugdateien findet man in einem der vielen Streckenflugwettbewerbe weltweit, z.B. XContest oder Leonardo, im Streckenflugarchiv Glidingcontest und in den Archiven der Paragliding Worldcup Association PWCA. – Für eine Gebiet gucke ich mir dabei gern an, was die jeweils besten an einem Wettkampftag geflogen sind, und welches die weitesten Flüge von diesem Startplatz sind.
… und sonst noch…
Ein paar Zauberworte in der Landessprache sind Gold wert: Guten Morgen/Tag/Abend, Entschuldigen Sie bitte, Wo ist die nächste Strasse, Wie komme ich nach…, Danke, Auf Wiedersehen. Man weiss schliesslich nie, an welch verwunschenem Ort ein Streckenflug endet.
Für die kommende Weltmeisterschaft in Valle de Bravo habe ich mich zudem noch „live“ vorbereitet. Wie erwähnt, war ich im Januar bereits dort, um das Gebiet kennenzulernen. Für die WM werde ich ein paar Tage vorher anreisen, um das JetLag zu überwinden, mich zu akklimatisieren – Valle de Bravo liegt auf 1800 müM – und nach der langen Thermikpause ein paar genussvolle Flüge mit meinem fabrikfrischen Boomerang 6 zu machen, bevor der Spass mit dem ersten Lauf am 25. Januar so richtig los geht.
Habe ich etwas wichtiges vergessen? Hast du Tipps für mich? Dann schreib doch einen Kommentar 😉
Pietro hat übrigens noch weitere spannende Fragen gestellt. Antworten werden folgen. Stay tuned.