Ausflug nach Ematuba

Gestern war ich das erste mal nach meiner Rückenwindlandung in der Luft. Knietest bestanden. Heute morgen habe ich den Schirm nachgetrimmt. Ein voller Erfolg: der grüne Boom beisst sich wieder 1a in die Thermik, und die Ohren sind deutlich stabiler.

Der Flugtag begann verheissungsvoll. Auf 1200 m flogen wir um 9 Uhr vom Startplatzberg ab, und mit Rico, Dominic, Beat, Wolf und mir war endlich einmal eine kleinere Gruppe zusammen. Beat war bis Quixeramobim immer vor mir, und als ich schon glaubte, bei der nächsten Thermik zu ihm aufschliessen zu können, war er auf einmal unsichtbar.

Bei Boa Viagem habe ich dann plötzlich Rico und Wolf wieder gesehen, aber auch dieses Vergnügen war nur von kurzer Dauer. Rico sagte über Funk seine Flugrichtung Richtung Südwesten nach Independencia an, und ich wollte lieber die Rückenwindkomponente voll ausnutzen und nach Westen Richtung Crateus ziehen.

Auf einmal war der Tag ziemlich blau und stabil. Um Punkt 12 bin ich in Ematuba sanft gelandet. Rund eine Dreiviertelstunde später landeten am selben Ort auch noch Kamira und Marcelo. Später trafen wir uns dann in der Dorfbar. – Ematuba ist eine bisschen am Rande der Welt. Eine einzige, unbefestigte Strasse führt aus dem Ort heraus. Bis zur nächsten Ortschaft, Independencia, fährt man mit einem geländegängigen Fahrzeug rund eine halbe Stunde. Für die Menschen in Ematuba war unsere Landung heute eine willkommene Abwechslung. Das halbe Dorf leistete uns beim Warten Gesellschaft.

Nach einer kurzen Töfflifahrt vom Landeplatz ins Zentrum von Ematuba wurde ich sofort von ein paar Frauen des Ortes eingeladen, eine Dusche zu nehmen. (Das gibt’s hier öfter, und ist – so nehme ich mal an – eine sehr gastfreundliche Geste in dieser heissen, trockenen Gegend.)

Meine Prioritätenliste sah allerdings eher Telefonieren vor. Und das schien auch leicht zu gelingen: ein öffentliches Telefon auf der anderen Strassenseite, und ein Festnetztelefon bei meinen Gastgeberinnen. Leider funktionierte beides nicht. Mit keiner einzigen Nummer. Und das Funk war am Boden wieder mal nutzlos. Von einer Händiverbindung ganz zu schweigen.

Ein Joker kam ins Spiel: ein Satelliten-Mobiltelefon, im hintersten Raum des Hauses auf etwa 2 m Höhe an der Wand befestigt. (Auf keinen Fall bewegen, dann geht nix mehr!) So erfuhr die Retrievemannschaft dann doch noch von meinem Aufenthaltsort.

Danach begann das Warten… Drei Stunden Zeitvertreib. Ich kann die Namen der meisten Mädchen in Ematuba nun so aussprechen, dass sie sich nicht mehr vor Lachen kugeln müssen, und blau, grün, gelb und rot auf portugiesisch. Einem Durchreisenden in Ematuba empfehle ich wärmstens den Billardtisch in der Dorfbar. Viele Zuschauer sind dem Spieler gewiss. Als die Kinder aus der Schule kamen, wurde es noch voller in der Dorfbar. Der Chef führte zur allgemeinen Belustigung ein Gürteltier auf der Theke spazieren. Natürlich musste ich das alles fotografieren, und subito holten die Kids ihre Händis raus und haben den einzigen wirklichen Exoten (mich) abgelichtet.


Schliesslich kam der Fahrer des SOL-Teams an, wir fuhren Richtung Independencia ab, und der Alltag kehrte nach Ematuba zurück.