Ein vielversprechender Tag. Windstill, gute Sicht, die Inversion ist deutlich tiefer gesunken. Wolkenbildung nur über den hohen Gipfeln. Der Task ist etwas mehr als siebzig Kilometer weit. Bei diesen Bedingungen machbar, denke ich. Zumal die weiteste Boje an der Stelle ist, an der ich bei meinem ersten Ausflug Richtung Dharamsala den Wendepunkt gesetzt habe.
Start ist heute schon um zwölf, Starterlaubnis ab 11:25. Es läuft gut, und ich habe Basishöhe, als es los geht. Eine Gruppe fliegt direkt in einer Querung auf die Startboje zu, ich bevorzuge den längeren Weg über einen Rücken. Wir sind etwa zur gleichen Zeit an der Boje, ich deutlich höher. Zurück zur Startrippe, um Höhe zu machen. Die Schirme, die den direkten Weg gewählt haben, sind nun im Nachteil. Sie kommen tief an, und das kostet Zeit, denn starke Thermik gibt es um diese Zeit erst weiter oben. Ich erwische es gut und bin schon bald an der zweiten Boje. Das ist das Highlight des Tages: zu diesem Zeitpunkt fliegt nur Nicolay, der spätere Sieger vor mir. Die zweite Position kann ich nicht lang halten, denn bei den Talquerungen verliere ich immer ein wenig gegenüber schnelleren Schirmen. Ich fliege eine hohe Linie, denn Priorität eins ist, sicher ins Ziel zu kommen. Nicolay ist längst unaufholbar in Front, Adie hat sich ebenfalls leicht abgesetzt. Ich konkurriere mit Mathieu und Xavier. Wir schenken uns nicht viel. Etwa vierzig Kilometer lang fliegen wir – bei unterschiedlicher Linienwahl in der Höhe gestaffelt – dicht zusammen.
Mathieu ist an einer Stelle zu tief und fliegt ins Flachere. Selbst wenn er wieder Höhe machen kann, so ist er doch nicht mehr gut im Rennen. Von hinten nähert sich Jim unaufhaltsam. Wir überfliegen den Top-Aussenlandeplatz, auf dem ich mehrere Schirme erkennen kann. Mein Pfeifen und Winken wird von unten mit Zurufen und Anfeuerungen beantwortet. Vor dem Final Glide sind wir am Startplatz Billing etwa gleich weit. Ich verzichte auf Risiko, und mache dort solange Höhe, bis Xavier und Jim zur letzten Boje weiter fliegen. Damit habe ich zwar keine Chance mehr, vor den beiden ins Ziel zu kommen, aber ich bin dicht dran und auf der sicheren Seite. Der Gleitflug macht Riesenfreude – Ziel in Sicht, Vollgas, und keine Sorgen, dass ich zu tief bin… Mit vierhundert Meter Höhe fliege ich wenige Sekunden hinter Jim und Xavier über die Ziellinie. Einige Wingover, landen.
Nachdem ich am Landeplatz bei den Organisatoren etwas lauter geworden bin, bekomme ich am Abend tatsächlich mein Wechselgeld zurück. Na bitte…
Auf dem Rückweg vom GPS-Download in Jogindar Nagar treffen wir auf eine Nachtbaustelle. Die Zugangsstrasse zur Kolonie wird asphaltiert. Kein Durchkommen für Stunden mit dem Auto. Ich laufe den Rest des Weges, gehe ins Internet-Cafe, und als ich dort eine Stunde später raus komme, hat mich die Baustelle schon überholt und ich schlängle mich zum zweiten Mal an diesem Tag durch die surreale Szenerie über den warmen Asphalt.