Die Bodencrew

Mit Fliegen war wieder nix. Bei mir, will ich damit sagen. Anderen gelingt’s hier glücklicherweise besser…

Der Tag begann mit einer tiefen Basis unterhalb des Startplatzberggipfels. Wir starteten darum etwas später als in den vergangenen Tagen. Der Wind war stärker als an den Vortagen. Spitzen von rund 40 km/h werden bei meinem Start um 8:45 Uhr gemessen. Je später, desto stärker: Beat Ritzmann war um 9:30 Uhr bereit, musste dann aber, wie alle anderen nach ihm, bei Spitzen um 50 km/h auf den heutigen Flug verzichten.

Die Windrichtung ONO passte nicht so recht zur angesagten Route Richtung Osten. Der Wind drückte mich immer mehr nach Süden von der Staubstrasse nach Madalena weg. Zum Schluss hatte ich die Wahl, mein Glück, also Thermik, über unerschlossenem Gelände zu suchen, oder in der letzten Siedlung vor der Dornbuschsteppe zu landen. Ich habe Letzteres gewählt (ja, ich dusche auch gern warm ;-)). Die letzten Meter vor dem Boden waren spannend, denn vorwärts flog ich nimmermehr, dh der Wind blies mit mehr als 35 km/h, und die Luft war etwas turbulent.

Gut gelandet wurde ich von den netten Frauen und Mädchen in St. Luis Custodi empfangen. Nach dem Zusammenpacken wurde ich auf die Veranda eingeladen, und wir haben uns mit Zeichensprache und Pantomimen über die Basics des Gleitschirmfliegens ausgetauscht. Gelacht wurde viel, wobei ich nicht so genau weiss worüber. Einfach mitlachen. Als Andy vorbeikam, um mich abzuholen, wurde es dann noch ein wenig touristisch, als er Photos von uns machte.

Wieder ein früher „Feierabend“, und Gelegenheit, den Lesern Andys Bodencrew vorzustellen:

Die Crew und Paolo bei der Arbeit (Foto: Andy Flühler)

Leila beobachtet die Live-Tracks

Almeida und Paolo beim verdienten Feierabendbier

Am Morgen vor einem langen Arbeitstag: drei von vier Fahrern

Beim Start hilft uns eine Crew jüngerer Gleitschirmpiloten, die unsere Schirme am Boden bändigen, ehe es los geht. Die Jungs wissen, worauf es ankommt und machen einen prima Job.

Leila verfolgt alle unsere Tracks am Computer, und koordiniert die Kommunikation. Ihre Einsatzzentrale ist das Restaurant (im Freien, überdacht) im Hotel.

Almeida ist der Chef des Hotels und Kopf der ganzen XC-Fliegerei in Ceará. Er hat das Gebiet vor fast zwei Jahrzehnten fliegerisch mit dem Delta erschlossen. Almeida hilft, wo es nötig ist. Manchmal sitzt er mit Almeida in der Einsatzzentrale, meist ist er aber mit dem Pickup unterwegs, und holt Piloten von ihren Aussenlandeplätzen ab.

Paolo ist ebenso ein Urgestein wie sein langjähriger Freund Almeida. Früher flog er Wettkämpfe mit dem Delta. Er erzählt mit leuchtenden Augen von einer WM-Teilnahme in Laragne. Seit 1985 fliegt er hier in Ceará. Im bürgerlichen Leben ist er Physiotrainer für Herzinfarktpatienten, hier ist er der wichtigste Mann am Start. Paolo beobachtet die Fläche vor dem Startplatzberg aufmerksam. Wenn der Wind über den vorgelagerten Seen nachlässt, gibt er fünf Sekunden später dem startbereiten Piloten das Signal zum Takeoff. So hat er es mir erklärt, aber nachvollziehen konnte ich es nicht.

Last but not least unsere vier Fahrer. Mit zwei Fiat Duplos und einem älteren VW-Bus-Modell holen sie und Andi uns zurück. Ihre Wagen sind mit GPS, Antenne und Funk ausgerüstet. Einer fährt von Anfang an mit dem vordersten Piloten mit – mit dem Auto ist man an einem guten Tag hier langsamer als mit dem Schirm.